Sonntag, 29. Dezember 2013

Feuerwerk und Kinderarbeit

Übermorgen ist der 31. Dezember und die Mehrheit von uns freut sich sicherlich auf das Silvesterfeuerwerk, mit dem wir das neue Jahr 2014 begrüßen werden. Begleitet von „Aaaaahs“ und „Ooooohs“ werden an diesem Tag bunte Raketen in die Luft geschossen, Batterien und Knallkörper gezündet. Im vergangenen Jahr wurde mit Feuerwerksartikeln in Deutschland insgesamt 115 Millionen Euro Umsatz gemacht, eine enorme Summe, wenn man bedenkt, dass Feuerwerkskörper nur an den drei Tagen vor Silvester im freien Handel verkauft werden dürfen.

Habt ihr euch schon einmal Gedanken gemacht, wo die schönen und lauten Artikel produziert werden, die wir am 31. Dezember entzünden? Wahrscheinlich nicht, mir ging es jedenfalls bis Anfang dieser Woche so, ich hatte keine Ahnung. Nun habe ich mich ein bisschen informiert und musste mit Schrecken feststellen, dass die überwiegende Mehrheit der Artikel unter menschenunwürdigen und sehr gefährlichen Bedingungen in Indien und China hergestellt werden. Nicht nur die überaus schlechten Arbeitsbedingungen, sondern ins Besondere der Einsatz von Kindern als Arbeitskräfte ist absolut schockierend. In Indien, wo nach China die meisten Feuerwerkskörper weltweit gefertigt werden, konzentriert sich die Produktion auf die Region Sivasaki. Die Organisation „Jugend eine Welt“ berichtet, dass dort unter gefährlichsten Bedingungen überwiegend durch Frauen und Kinder die Artikel manuell herstellen. Es existieren keinerlei Bestimmungen, um die Arbeiter vor den gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen zu schützen und auch Sicherheitsvorkehrungen existieren zumeist nicht oder werden missachtet. Dies führt regelmäßig zu schweren Unfällen und Explosionen, bei denen viele Menschen schwer verletzt werden und sterben. Laut Reinhard Heiserer, dem Chef der Hilfsorganisation „Jugend eine Welt“ sei jedoch „ein Verzicht auf Silvesterraketen [...] keine Lösung, da die Arbeit und das Einkommen vieler Familien von ihnen abhängen.“ Er schlussfolgert, dass es deshalb notwendig sei, „mehr Druck auf die Herstellerfirmen auszuüben, um mehr Sicherheit und bessere Löhne für die Arbeiter zu garantieren. Dadurch kann ein Verzicht auf Kinderarbeit gelingen.“ Bleibt nur zu hoffen, dass sich in diesem Bereich in Zukunft so einiges ändert und die Herstellerfirmen tatsächlich die Produktions- und Sicherheitsbedingungen verbessern.

Wenn ihr trotz allem nicht auf euer Silvesterfeuerwerk verzichten wollt, dann achtet darauf, dass die Artikel zumindest in der EU gefertigt wurden, da bislang leider noch kein Fairtrade-Siegel existiert. Ich für meinen Teil werde dieses Jahr keine eigenen Raketen zünden, denn wenn wir ganz ehrlich sind, ist der Himmel an Silvester eh schon ausreichend bunt beleuchtet. Da kann man doch durchaus davon Abstand nehmen, Feuerwerkskörper zu kaufen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen von Kindern hergestellt wurden!

Freitag, 27. Dezember 2013

Optimaler Kaffeegenuss und der Nachteil von Nespresso Kaffeekapseln

Ich liebe Kaffee und damit bin ich nicht die Einzige. Mit einem relativ hohen pro Kopf Kaffeekonsum von 6,4kg, macht Deutschland 23% des europäischen Kaffeekonsums aus. Deutschland ist demzufolge auch einer der größten Märkte für Haushaltskaffeemaschinen in Europa. Immerhin trinken 38% der Deutschen Kaffee zu Hause. 

Obwohl die Beliebtheit des Röstkaffees ungebrochen ist, steigen seit Jahren die Verkaufszahlen von Kaffee in Kapseln. Es ist mittlerweile Teil des aktuellen Lifestyles geworden, Kaffee in kleinen praktischen Portionen zu sich zu nehmen. Mit Hilfe von George Clooney’s Werbespot sind die Kaffeekapseln von Nespresso ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil unserer heutigen Gesellschaft geworden. 

Der Genuss von Nespresso & Co. ist auch nicht das Verwerfliche, als problematisch sehe ich hier mehr das Recycling. Die Alukapseln könnten 100%ig recycelt werden, aber das ist nur möglich wenn sie im gelben Sack/ in der gelben Tonne entsorgt werden. Aber viel zu häufig landet der Kapselmüll im Restmüll und damit in der Verbrennungsanlage. Im letzten Jahr allein erzeugte der Kapselkaffee 10.000 Tonnen Abfall. Die Ökobilanz für die bunten Kapseln ist erschreckend, so braucht man für die Herstellung der kleinen Behältnisse aus Aluminium unglaublich viel Energie. Zwar schließen die Aluminiumkapseln das Aroma des Kaffees ganz wunderbar ein, aber das bisschen Metall pro Kapsel summiert sich zu einem riesigen Berg. Bei rund sechs Milliarden Kaffeekapseln kommt man auf circa 6.000 Tonnen Aluminium-Abfälle. Das ist ungefähr soviel wie ein massiver Würfel mit 13 Metern Kantenlänge. 

Außerdem war Kaffee früher ein absolutes Luxusprodukt und nur für besondere Anlässe vorbehalten. Ein Pfund Kaffee war im Supermarkt noch ziemlich teuer. In den letzten Jahren ist der Preis für den Kaffee stark gefallen. Immer günstigerer Kaffee drängt auf den Markt. Die Konkurrenz beim Kaffee steigt und steigt. Dennoch scheinen Kaffeekapseln ein teurer Spaß zu bleiben. Bei einem Preis pro Kapsel in Höhe von ca. 35 Cent kommt man bei einem Kilo Kapselkaffee umgerechnet auf rund 70 Euro.
Eigentlich ist der Siegeszug der Kapseln schon beachtlich: auf die Idee, weniger Kaffee für mehr Geld zu verkaufen musste erstmal jemand kommen! Und normalerweise wären viele sicherlich nicht bereit für ein Kilo Kaffeebohnen diesen Betrag zu bezahlen. In Kaffeekapseln verpackt scheint dieses aber viele nicht zu interessieren. Zum Vergleich: sehr gute Espresso-Bohnen sind im Geschäft schon für ca. 20 Euro das Kilog zu bekommen. Natürlich sind diese dann nicht in Kapsel- sondern in Bohnenform. Aber eigentlich gibt es meiner Meinung nach nichts Besseres, als einen Kaffee aus frisch gemahlenen Kaffeebohnen.

Wer also auf Müllberge, Recyclingprobleme und teuren Kapselgenuss verzichten möchte, der kann sich beispielsweise mal wieder dem klassischen Filterkaffee oder dem Aufbrühen mit Papierfiltern widmen. Das ist zwar keine neue Erfindung, die Zubereitung dauert länger und wird nahezu zelebriert. Und das wiederum scheint zum aktuellen Trend der Entschleunigung, dem bewussten Genießen perfekt zu passen. 


Geht doch statt in die nächste Nespresso Boutique mal wieder in eine traditionelle Kaffeerösterei, ganz im Sinne von diesem Werbeklassiker:
 

Sonntag, 22. Dezember 2013

Entscheidungshilfe bei der Markenauswahl - Rank a Brand


Wenn man sich zwischen zwei Marken entscheiden muss, geschieht das oft intuitiv oder aufgrund von Gewohnheit. Geh ich zu Edeka oder Rewe, kaufe ich Schuhe von Puma oder Adidas? Durch Werbung und andere Marketingstrategien werden uns Marken immer nur von der positivsten Seite gezeigt. Mit Rank a Brand kann man diese Wunderwelt der Werbung hinterfragen und somit bei seinen Entscheidungen darauf achten, dass man die Marken unterstützt, die auf Nachhaltigkeit setzten. 
Quelle, hier klicken

Rank a Brand will Marken transparenter machen und stellt regelmäßig Rankings auf, die aufzeigen, wie nachhaltig die Marken wirklich sind. Dabei wird unter anderem die klima- und umweltfreundliche Herstellung von Markenprodukten bewertet. Auch soziale Faktoren fließen in die Rankings mit ein. Die Informationen werden bspw. aus den Nachhaltigkeitsberichten der Markenhersteller gewonnen. Diese Informationen werden dann anhand eines Kriterienkatalogs, welcher Kriterien zu Fairness, Klima- und Umweltschutz beinhaltet, untersucht, bewertet und die Marken daraufhin von A bis E gerankt. Wird der Kriterienkatalog zu mindestens 75% eingehalten, so wird die Marke in die beste Gruppe (A) eingestuft. In der Darstellung seht ihr ein beispielhaftes Ranking von Supermärkten.

Der Verbraucher kann dadurch entscheiden, nachhaltigen Marken den Vortritt zu geben und hat dadurch die Möglichkeit, andere Marken zu schwächen. Auf der Internetseite von Rank a Brand können Verbraucher auch mit den Markenherstellern direkt interagieren. Einen weiteren positiven Aspekt haben die erstellten Statistiken: Die Markenhersteller selbst streben keinen schlechten Platz in den Rankings an und könnten dazu animiert werden, an Missständen etwas zu ändern.

Rank a Brand besitzt außer der Internetseite (www.rankabrand.de) übrigens auch eine eigene App, mit der ihr unterwegs beim Einkaufen Marken analysieren könnt. 

Hier eine schöne Zusammenfassung der Idee:





Freitag, 20. Dezember 2013

Die größte Elektroschrotthalde der Welt oder wo unsere Weihnachtsgeschenke von vor zehn Jahren gelandet sind

Habt ihr euch schon mal gefragt wo eigentlich unsere alten Windows 95-Computer, Videorecorder, Scanner, Faxgeräte, Kopierer, Handys etc. mittlerweile gelandet sind? Gerade um Weihnachten herum ist bei uns die Zeit gekommen Elektrogeräte auszutauschen, Altes rauszuschmeißen um wieder auf dem technisch aktuellsten Stand der Dinge zu sein. Überall gibt es momentan Sonderangebote für Smartphones, Flatscreens und Tablets. Während wir also noch schnell bei Amazon unseren Weihnachtseinkauf mit einem Klick bestätigen bzw. zu Saturn oder Mediamarkt gehen, werden auf der größten Elektroschrotthalde der Welt in Ghana unsere ausgedienten Gerätschaften ausgeschlachtet. 

Agbogbloshie, so heißt der Ort mit der Müllhalde in Ghana, ist sowas wie ein Friedhof für alles, was wir als reiche Industrieländer nicht mehr wollen. Die Müllkippe ist ein Microkosmos mit eigenen Hierarchien, Aufgabenbereichen -- und jeder Menge Arbeit. Es gibt unzählige Menschen, die den Schrott sortieren, manche schmelzen Tag für Tag die Plastikumhüllungen von Kabeln. Andere nehmen die Geräte komplett auseinander, um an wertvolle Rohstoffe zu kommen, die im Inneren verbaut wurden: Silber, Gold, Palladium, seltene Erden, Kupfer. Das Geschäft boomt, für 500 Gramm Kupfer bekommt man dort rund 1,50 Euro. 
 
Was viele der Bewohner von Agbogbloshie nicht wissen ist, dass diese ganzen Stoffe und Dämpfe hoch giftig sind und Gehirn und Nervensystem dauerhaft schädigen. Nicht ohne Grund zählt der Ort zählt zu den Top 10 der verseuchtesten Gebiete der Erde.
 
Doch der Müll bringt die Jobs. Ghana ist mittlerweile eine der 20 schnellstwachsenden Volkswirtschaften der Welt. Das Land boomt, aber Agbogbloshie taucht in keiner Statistik auf, da es zum informellen Sektor gehört. Längst ist das Prinzip aus Müll Geld zu machen kopiert wurden. Für die Menschen in Agbogbloshie, die nicht wissen wie krank sie von der Arbeit werden, ist der Elektroschrott tatsächlich sowas wie Entwicklungshilfe.
 
Doch wie kommt unser Schrott eigentlich nach Ghana? Größtenteils wird er illegal außer Landes gebracht, denn es gibt Gesetze die verbieten kaputte Geräte zu exportieren. Aber es gibt eine Reihe von Möglichkeiten diese zu umgehen. Da das Verfahren zum Durchleuchten des Inhaltes von Schiffscontainern im Hafen noch in den Kinderschuhen steckt, werden immer wieder große Mengen Schrott per Container nach Übersee geschmuggelt. Aber hier wird sich ab Februar etwas ändern. 
Mittlerweile hat man in den Industrieländern erkannt, dass man die wertvollen Rohstoffe nicht wieder außer Landes bringen sollte, eben weil es die bei uns nicht gibt. Mit Beginn nächsten Jahres dürfen Secondhand-Geräte die EU nur noch verlassen wenn sie nachweislich noch funktionstüchtig sind. 

Was ihr tun könnt? Elektroschrott gesondert entsorgen und beispielsweise alte Handys keinesfalls in die Restmülltonne werfen. So können Spezialfirmen einen Großteil der Inhaltsstoffe wieder rausholen. Das kostet euch nichts, denn Hersteller und Händler sind zur Rücknahme verpflichtet und ihr leistet einen Beitrag für die Wiederverwendung der Rohstoffe.


Mittwoch, 18. Dezember 2013

Esprit, H&M, Mango und der Detox-Catwalk

Was haben H&M, Mango und Esprit gemeinsam? Und worin besteht die Gemeinsamkeit von Adidas und Nike ? Kann man auch bei Diesel und GAP eine Gemeinsamkeit erkennen? Diese Fragen liegen unserem heutigen Blogeintrag zu Grunde und sind für uns alle, abhängig von unserem Kaufverhalten, von großer Bedeutung.

Es ist an der Zeit, herauszufinden, welches Bekleidungsunternehmen es ernst meint mit dem Bekenntnis zur giftfreien Zukunft.“ Mit diesem kurzen Zitat beschreibt Greenpeace auf seiner Internetseite den Hintergrund des Detox-Catwalks. Ziel des Detox-Catwalks ist es, Unternehmen aus der Textilbranche zum Verzicht auf Giftstoffe in ihrer Supply Chain und ihrer Bekleidung zu bewegen und gleichzeitig deren Zielerreichung auf Basis von drei Grundprinzipien zu überprüfen. Diese drei Prinzipien, nämlich Vorbeugung und Vorsorge, Recht auf Wissen und damit Transparenz und die Eliminierung der Freisetzung giftiger Chemikalien dienen dazu, die getesteten Unternehmen in drei Gruppen aufzuteilen: Trendsetter, also all jene „Unternehmen, die sich zu Detox verpflichtet haben und ihre Branche mit glaubwürdigen Fristen, konkreten Maßnahmen und praxistauglicher Umsetzung in eine giftfreie Zukunft führen.“ Die sogenannten Greenwasher, nämlich die „Unternehmen, die sich zu Detox verpflichtet haben, aber nicht Wort halten“ und die sogenannten Schlusslichter, die auch als „Gift-Junkies“ bezeichnet werden, da sie sich weigern, jegliche Art von Verpflichtungen einzugehen.

Um nun auf die Eingangsfragen zurückzukommen: Ja, die aufgeführten Unternehmen haben etwas gemeinsam, abgesehen davon, dass sie alle Bekleidungshersteller sind. Die drei zuerst genannten Marken, also H&M, Mango und Esprit, und damit die Marken, die wahrscheinlich besonders gern von einer Vielzahl unserer Leserinnen und Lesern gekauft werden, werden von Greenpeace als Trendsetter bezeichnet, da sie konkrete Maßnahmen einleiten, um Giftstoffe aus ihrer Bekleidung zu verbannen. Da können wir nur sagen: Weiter so!
Adidas und Nike, also die beiden weltweit führenden Sportartikelhersteller, werden von Greenpeace nur als Greenwasher eingestuft, da bisher kaum Fortschritte erkennbar sind. Beide Unternehmen haben zwar Entgiftungsversprechen geleistet, jedoch diese bisher kaum realisiert. Hier besteht also noch sehr viel Handlungsbedarf und wir hoffen, dass sich diese Unternehmen zukünftig auch an ihre Versprechen halten.
Als besonders negativ werden durch Greenpeace Diesel und GAP eingestuft, sie werden als Schlusslichter bezeichnet. Diese Hersteller weigern sich bisher, ihr Schadstoff-Problem anzugehen und sich zu einer giftfreien Zukunft zu verpflichten. Sehr schade, wie wir finden, hier muss sich zukünftig noch einiges tun, damit wir Kunden gefahrlos die Artikel dieser Unternehmen kaufen können.

Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, haben wir hier nur ausschnittsweise von den Unternehmen berichtet. Auf der Detox-Catwalk-Website findet ihr noch weitere Informationen, beispielsweise welcher Bekleidungshersteller in welche Kategorie eingestuft werden kann und welche Kriterien Greenpeace überhaupt zur Bewertung definiert hat. Seht selbst!




Montag, 16. Dezember 2013

Möglichkeiten den Tag mal ein bisschen bewusster zu beginnen: Green Cup Coffee & Tree of Tea


Heut möchten wir euch auf 2 Geschäftsmodelle aufmerksam machen, die euch dabei helfen können, euren Tag bereits in nachhaltiger Art und Weise zu beginnen ;-)

Zum einen möchten wir euch GREEN CUP COFFEE vorstellen. Hier könnt ihr bis zur Plantage bzw. bis zur Finca nachverfolgen woher euer Kaffee genau stammt. Ihr könnt die zu 100 % fair gehandelten Kaffeesorten entweder online bestellen oder falls ihr mal in München seid, direkt im eigenen Coffeeshop, den es seit Anfang 2013 in der Schellingstraße 34 gibt. Falls euch noch eine Geschenkidee für Weihnachten fehlt, wäre das doch die optimale Lösung für kaffeesüchtige Freunde…


Green Cup Coffee in 90 Sekunden from Green Cup Coffee on Vimeo.

Für diejenigen unter euch, die ihren Tag lieber mit Tee beginnen, möchten wir euch eine weitere nette Idee vorstellen, die aus Passau kommt: TREE OF TEA. Hier werden acht wohl ausgewählte Sorten Tee im Online-Shop angeboten, die aus 100 % biologischem Anbau stammen. Wir finden eine super Idee!
Und das Probierset wär doch auch ein klasse Geschenk für Weihnachten.
 

Tree of Tea - The story from Tree of Tea on Vimeo.

Sonntag, 15. Dezember 2013

Tchibo "Biokleidung" – auf dem Weg zu einer 100% nachhaltigen Marke?


Tchibo wurde 1949 in Hamburg gegründet, ist der viertgrößte Kaffeeröster der Welt und Marktführer in Deutschland. Seit 2006 betreibt das Unternehmen eine nachhaltige Geschäftspolitik. Der Konzern will einen Beitrag zur Entwicklung eines nachhaltigen Kaffeesektors leisten, engagiert sich für Sozialstandards in der Lieferkette und für den Klimaschutz. Ziel der nächsten Jahre: eine 100% nachhaltige Geschäftstätigkeit. Aber… ist das überhaupt möglich? Auch Kleidung aus Biobaumwolle kann man in einigen Aktionswochen bei Tchibo im Regal finden. Ich wollte herausfinden, was es damit auf sich hat. Was versteht man unter „Biobaumwolle“ überhaupt, werden da nicht die sozialen Bedingungen außen vor gelassen?

Bio darf sich nur jene Baumwolle nennen, die ausschließlich unter Verwendung von organischem Dünger, biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln und unter Ausschluss genmodifizierter Pflanzen hergestellt wird. Dies soll bei Tchibo mit dem Siegel Textil Exchange gesichert werden, welches den Anbau von kontrolliert biologischer Baumwolle fördert. Dadurch werden ökologische Standards gesichert, jedoch keine sozialen.  

Soziale Standards werden allerdings durch die Zusammenarbeit von Tchibo mit anderen Partnern berücksichtigt: 



  • Cotton made in Africa hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensverhältnisse und Wettbewerbschancen der afrikanischen Baumwollfarmer zu verbessern. Die Bauern werden bspw. in landwirtschaftlichen Praktiken geschult.  

  • Better Cotton Initiative setzt sich weltweit für einen verantwortungsvollen Anbau von Baumwolle ein. Betrachtet wird dabei die gesamte Baumwollwertschöpfungskette.

  • WE (worldwide enhancement of social quality) ist ein Qualifizierungsprogramm und wurde gemeinsam mit der GIZ entwickelt: lokale Trainer führen regelmäßig Schulungen in den Fabriken durch. Schwerpunkt ist der Dialog im Produktionsland, bei dem alle wesentlichen Stakeholder eingebunden sind. Es werden dabei auch gemeinsam Lösungen und Aktionspläne erarbeitet. Das Programm fördert damit Vertrauensbildung in den Fabriken sowie zwischen Fabriken und den Gewerkschaften und ist bspw. in Bangladesch mittlerweile für alle Zulieferer verpflichtend.

Es gibt zudem interne Richtlinie für die weltweite Produktion, welche aussagt, dass keine Ausbeutung, keine Kinderarbeit und keine Sklaverei die Grundlage von Geschäftsbeziehungen darstellen darf.

Momentan liegt der Anteil biologisch nachhaltig produzierter Baumwolle weltweit nur bei ca. 2 Prozent. Tchibo hat sich vorgenommen die Nachfrage von Baumwolle in geprüfter ökologischer und sozialer Qualität zu erhöhen, 2012 bestanden schon 25% der angebotenen Baumwolltextilien wenigstens zum Teil aus Biobaumwolle. Die Herkunft der Baumwolle soll vollständig transparent sein. Die Umstellung auf ökologischen Anbau ist schwierig, da sie viel Wissen erfordert, welches in den Produktionsländern oft fehlt. Tchibo engagiert sich daher in den Anbauländern dafür, dieses Wissen zu vermitteln.

Das Engagement zahlt sich aus: Tchibo wurde im April für seine umfassende Geschäftstätigkeit in Richtung Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung mit dem CSR-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet und erhielt 2012 den Preis für Unternehmensethik vom Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik. Die nachhaltige Strategie wird also Stück für Stück weiter durchgesetzt. Ob 100% nachhaltig nicht eine sehr hochgegriffene Forderung ist, kann sicherlich diskutiert werden. Ein guter Anfang ist aber gemacht und ich finden, dass sich andere Unternehmen daran ein Beispiel nehmen können. Was meint ihr?



Einen Überblick über die verschiedenen sozialen/nachhaltigen Projekte des Unternehmens bekommt ihr hier: